Misteln – Die Pflanze zwischen den Welten
Es gibt Zeiten im Leben, in denen man durch den Tag geht und spürt, dass man eigentlich an einem anderen Ort sein müsste. Ein leiser Abstand zwischen dir und der Welt, die dich umgibt. Worte erreichen dich nicht vollständig, Geräusche wirken zu laut, Erwartungen zu schwer. Und irgendwo tief in dir entsteht dieser Gedanke: Ich bin hier, aber ich gehöre nicht wirklich dazu.
Vielleicht kennst du dieses Gefühl gut. Dieses leichte Schwanken, körperlich oder seelisch. Dieses innere Ziehen, das nicht ganz Angst ist, sondern eher eine Müdigkeit der Seele.
Die Welt fühlt sich fremd an, zu schnell, zu laut oder zu eng. Und während alle anderen ihren Weg zu kennen scheinen, suchst du nach einem Ort in dir selbst, der sicher ist.
In alten Klöstern wurde dieses Gefühl seit Jahrhunderten beschrieben. Die Mönche nannten es das „Schweben des Geistes“ – ein Zustand, in dem Herz und Körper nicht mehr im gleichen Rhythmus gehen. Für diese Menschen gab es Pflanzen, die nicht nur beruhigten, sondern den Geist wieder an den Körper banden. Pflanzen, die erden.
Im Folgenden findest du vier solcher Pflanzen. Jede von ihnen ist wie eine kleine Brücke zurück zu dir selbst.
Baldrian ist keine zarte Pflanze. Sie arbeitet tief. Die Wurzel trägt eine schwere, erdige Kraft, die den zerstreuten Geist zurück ins Innere zieht.
Für Menschen, die sich „neben sich“ fühlen, kann Baldrian ein erster Anker sein. Ein Baldriantee am Abend oder ein Bad für die Füße mit Baldrianwurzel schafft ein Gefühl von Rückkehr: Der Körper wird ruhiger, der Boden stabiler.
Melisse ist für diejenigen, die zu viel wahrnehmen, zu schnell reagieren, zu stark fühlen.
Sie beruhigt nicht nur, sie ordnet. Die Mönche nannten sie „Herzensfrieden“, weil sie jene innere Unruhe löst, die dich aus der Welt drängt.
Mit Melisse findet der Atem einen ruhigeren Rhythmus, und das Gefühl der Fremdheit wird schwächer.
Alant ist die Pflanze der inneren Stärke. Sie wurde genutzt, wenn Menschen das Gefühl hatten, ihre Mitte verloren zu haben.
Die Wurzel bringt Wärme in den Bauchraum – genau dort, wo Angst, Stress und Verunsicherung sich oft sammeln.
Alant gibt Stabilität, Kraft und ein Gefühl innerer Aufrichtung.
Für viele ist sie wie ein stilles „Ich bin wieder da“.
Weihrauch ist harzig, klar und alt. Trotz seiner himmlischen Note erdet er tiefer als viele Wurzeln.
Der Duft holt den Geist aus Gedanken und Sorgen zurück ins Jetzt.
Er klärt den Raum und den inneren Zustand.
Für Menschen, die sich fremd in ihrem eigenen Leben fühlen, kann eine kleine Weihrauchschale am Abend wie eine Rückkehr in die Stille sein.
Nicht weil sie „magisch“ sind. Sondern weil der Körper oft vor dem Geist erkennt, dass etwas aus dem Gleichgewicht geraten ist.
Erdende Pflanzen wirken dort, wo Gedanken nicht mehr helfen: im unteren Körper, im Atem, im Herzschlag.
Sie verlangsamen, verdichten, wärmen und holen dich zurück in deinen eigenen Rhythmus.
Wenn der Körper zur Ruhe kommt, findet die Seele den Weg nach Hause.
Heilpflanzen zur Erdung sind für mich keine Magie und kein „Sofort-Heilmittel“.
Aber sie sind kleine Wegweiser.
Sie erinnern mich daran, dass mein Körper ein Zuhause ist, das ich immer wieder betreten darf.
Dass ich zurückkehren kann — zu meinem Rhythmus, zu meinem Boden, zu mir.
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