Hanf in der mittelalterlichen Medizin
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Helichrysum arenarium |
Im trockenen Sommerlicht, zwischen stillen Wiesen und sandigen Hügeln, blüht eine kleine gelbe Pflanze, die selbst nach dem Pflücken ihre Farbe behält. Man nennt sie heute Helichrysum arenarium oder Sand-Strohblume. Doch in den alten Klöstern wurde sie oft „das Licht der Seele“ genannt – ein stilles Geschenk des Himmels, ein Zeichen der Hoffnung, das nie vergeht.
Ich erinnere mich, wie ich diese Blume als Kind auf einem sonnenverbrannten Pfad sah. Sie stand dort aufrecht, golden, unbewegt vom Wind. Damals wusste ich nicht, warum sie mich so tief berührte. Heute weiß ich: Es war ihre stille Präsenz – voller Sinn.
In den stillen Gärten der mittelalterlichen Klöster wuchs die Sand-Strohblume oft unbeachtet – an trockenen Mauern, in sandiger Erde, dort, wo andere Pflanzen längst aufgegeben hatten. Doch für die Mönche war sie kein Unkraut – sie war ein Zeichen.
In ihren vergilbten Kräuterbüchern schrieben sie nicht nur von Wirkstoffen, sondern von Geistigem. Die Sand-Strohblume stand für jene Seelenstärke, die nicht nach außen schreit, sondern in der Stille überdauert. Ihre goldenen Blüten, die selbst getrocknet nicht verblassen, galten als Sinnbild für die ewige Leuchtkraft des Glaubens – unbeeindruckt von Hitze, Dürre, Verlassenheit.
In manchen Ordensgemeinschaften wurde die Blume bei der Krankensalbung auf den Tisch gelegt. Nicht nur wegen ihrer pharmakologischen Wirkung, sondern weil sie erinnerte:
„Auch im Sterben trägt das Licht weiter.“
Mönche verwendeten sie nicht nur medizinisch, sondern spirituell – als meditative Pflanze, die half, das Herz ruhig zu machen. Sie wurde verräuchert, wenn es um Abschied, Übergang und innere Reinigung ging. Ein alter Text aus einem Kloster in Südfrankreich beschreibt sie als „Wächterin der inneren Schwelle“.
Und doch war sie mehr als Symbol – sie wurde getrunken, verräuchert, aufgetragen. Ihr Wirken war nicht nur innerlich, sondern auch körperlich spürbar.
Die Heilkraft der Sand-Strohblume wurde über Jahrhunderte nicht nur beobachtet, sondern im Gebet erfühlt. Die Mönche behandelten nicht bloß Krankheiten, sondern seelische Zustände – Müdigkeit, Melancholie, Zorn, Verzweiflung.
1. Reinigung nach Fastenzeiten
Nach langen Phasen der Askese war der Körper geschwächt, das Blut zäh. Die Mönche tranken Aufgüsse aus der Sand-Strohblume, um Leber und Galle zu unterstützen – sie nannten sie „die goldene Helferin bei der Rückkehr ins Leben“.
2. Klärung von „dickem Blut und dunklen Gedanken“
So drückten sie es aus. Die Pflanze wurde bei Groll, innerem Zorn, aber auch Trauer empfohlen. Sie wirkte entwässernd, entzündungshemmend – doch für die Mönche war das nur ein Spiegel:
„Wer weint, klärt nicht nur die Augen, sondern auch das Herz.“
3. Hilfe bei innerer Schwere und Sommerträgheit
Die Hitze machte das Denken träge. Die Pflanze war für sie „ein Hauch von Wind in der stickigen Seele“. Ihr Aufguss wurde jenen gereicht, die sich verloren fühlten im Strom des Alltags.
4. Salbe für äußere und innere Verbrennungen
Ja, sie heilte die Haut. Aber ein Mönch schrieb in seinem Herbarium:
„Diese Pflanze bringt Licht auf das, was in uns verbrannt wurde – durch Schuld, durch Verlust, durch die Hitze der Welt.“
Für mich ist diese Pflanze ein leiser Lehrer. Sie erinnert mich daran, dass Licht nicht laut sein muss, um tief zu wirken. Manchmal genügt es, einfach da zu sein – still, einfach, aber mit Bedeutung. So wie Helichrysum arenarium: bescheiden, doch unvergesslich.
Herr, gib mir die Kraft dieser Blume,
Um im Licht zu bleiben, auch in der Trockenheit.
Lass mich nicht welken unter der Last der Tage,
Sondern meine Seele lebendig und rein bewahren –
Wie einen kleinen, unbesiegbaren Strahl
In Deinem stillen Garten.
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