Hanf in der mittelalterlichen Medizin
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Carduus |
Man kann sie nicht übersehen.
Mitten im Sommerlicht steht sie da – nicht wie ein zartes Kräutlein, sondern wie eine Wächterin.
Ihre Blätter stechen, ihre Haltung warnt – und doch zieht sie mich magisch an.
Sie wirkt nicht einladend, aber echt. Und das allein macht sie mir sympathisch.
Die Distel – genauer gesagt, Carduus – gehört zu den ältesten Heilpflanzen Europas.
Schon die Griechen schätzten sie: Dioskurides schrieb im ersten Jahrhundert über ihre Kraft, die Galle zu reinigen und den Körper von „dicken Säften“ zu befreien.
In der Antike galt sie als Meisterin der Reinigung – sowohl innerlich als auch symbolisch.
Sie wurde bei Leberleiden, Verdauungsproblemen, ja sogar gegen Melancholie eingesetzt.
Im Mittelalter taucht sie immer wieder in Klostergärten auf – als starke, bittere Pflanze, die Mut, Kraft und Widerstand schenkt.
Man kochte aus ihren jungen Blättern einen Lebertrank oder legte sie in Essig ein, um den Körper nach dem Winter „durchzulüften“.
Und manchmal – so erzählt man – wurde sie bei Flüchen verbrannt, weil man glaubte, sie könne böse Einflüsse vertreiben.
Was mich an ihr fasziniert:
Sie verlangt nichts.
Sie wächst, wo andere längst aufgegeben haben.
Und sie erinnert mich daran, dass Heilkraft nicht immer lieblich schmecken muss – manchmal ist sie scharf, stachelig und unbequem.
Aber genau das wirkt.
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