Hanf in der mittelalterlichen Medizin
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Schachtelhalm (Equisetum arvense) |
Ein Streifzug durch die Klostermedizin und das alte Wissen des Dioskurides
Es gibt Pflanzen, die laut schreien – mit Farben, Düften und prunkvollen Blüten. Und es gibt Pflanzen wie den Schachtelhalm (Equisetum arvense) – unscheinbar, fast vergesslich, aber mit einer Kraft, die durch Jahrtausende getragen wurde.
Als ich zum ersten Mal über Schachtelhalm las, war ich überrascht: So eine einfache Pflanze – und doch war sie einst Teil der medizinischen Grundausstattung römischer Feldärzte und späterer Klostergärten.
Und der erste, der sie in Worte fasste, war kein geringerer als Dioskurides.
Im ersten Jahrhundert nach Christus reiste Pedanios Dioskurides, ein griechischer Arzt im Dienst der römischen Armee, durch weite Teile des Mittelmeerraums. Überall sammelte er Wissen über Heilpflanzen – nicht aus Neugier, sondern aus Notwendigkeit. In seinem Werk „De Materia Medica“, das später in den Klöstern kopiert, übersetzt und weitergegeben wurde, beschreibt er auch den Schachtelhalm.
Er nannte ihn „Hippuris“ – Pferdeschwanz – und setzte ihn bei:
blutenden Wunden,
schwierigen Harnlassen,
Entzündungen und Geschwüren ein.
Er empfahl, die Pflanze zu trocknen, zu pulverisieren und äußerlich auf Wunden zu streuen. In seinen Augen war sie ein Mittel, das still heilt – ohne Aufsehen, aber mit Wirkung.
In der Klostermedizin war Schachtelhalm keine „edle“ Pflanze. Er wurde nicht wie Rose oder Salbei verehrt. Und doch: Die Nonnen und Mönche kannten seinen Wert.
Hildegard von Bingen erwähnte ihn nicht direkt, aber in den Klosterhandschriften taucht er immer wieder auf – als Zutat in Wundsalben, in Heilbädern für erschöpfte Körper, als Diuretikum bei Wassereinlagerungen und sogar zur Stärkung des Bindegewebes.
Er war da – in der Stille. Verlässlich.
Wenn ich heute durch den Wald gehe und am Bachufer Schachtelhalm entdecke, sehe ich keine „Unkrautpflanze“.
Ich sehe eine uralte Verbindung – zu Mönchen und Nonnen, zu weisen Frauen, zu Dioskurides.
Ich sehe Hände, die heilten. Geduld, die pflegte. Hoffnung, die wartete.
Schachtelhalm wächst dort, wo Wasser fließt – wie das Wissen, das durch die Zeiten rinnt.
Still, hartnäckig, heilend.
Ein grüner Faden zwischen dem Gestern und dem Heute.
Ich trockne ihn, mische ihn in Bäder bei Rückenschmerzen, nutze ihn für Haarspülungen bei Haarausfall oder trinke einen leichten Aufguss bei Blasenbeschwerden.
Er erinnert mich daran: Heilung ist oft leise. Und Pflanzen wie der Schachtelhalm sind ihre treuen Begleiter.
De Materia Medica, Dioskurides
Klosterhandschriften, Übersetzungen aus dem 12. Jh.
Eigene Beobachtungen und Anwendungen
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