Hanf in der mittelalterlichen Medizin

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  Cannabis sativa Pflanzen im Klostergarten Im Mittelalter waren Klostergärten lebendige Apotheken. Der Hanf ( Cannabis sativa ) hatte dort seinen festen Platz – nicht nur wegen seiner Fasern und nahrhaften Samen, sondern auch wegen seiner heilenden Kräfte. Mönche pflegten ihn mit Sorgfalt, verwendeten Blätter, Samen und manchmal auch Blüten für Aufgüsse, Salben und Umschläge gegen Schmerzen und Entzündungen. Jede Pflanze wurde mit Respekt behandelt, als Teil einer göttlichen Ordnung. Islamische Heilkunst Auch die islamische Medizin des Mittelalters kannte die Heilkraft des Hanfs. Heilkundige beschrieben seine harntreibende, entzündungshemmende und schmerzlindernde Wirkung. Er fand Anwendung bei Migräne, Gelenkbeschwerden, Verdauungsproblemen und nervösen Leiden. Öl aus den Samen wurde äußerlich aufgetragen, während Abkochungen mit Bedacht dosiert wurden. Dieses Wissen gelangte später nach Europa und prägte auch die Klostermedizin. Volksheilkunde und Maßhaltung In der Volksmed...

Schachtelhalm – Die stille Pflanze, die Wunden heilt

 

Schachtelhalm (Equisetum arvense)

Schachtelhalm – Die stille Pflanze, die Wunden heilt

Ein Streifzug durch die Klostermedizin und das alte Wissen des Dioskurides

Es gibt Pflanzen, die laut schreien – mit Farben, Düften und prunkvollen Blüten. Und es gibt Pflanzen wie den Schachtelhalm (Equisetum arvense) – unscheinbar, fast vergesslich, aber mit einer Kraft, die durch Jahrtausende getragen wurde.

Als ich zum ersten Mal über Schachtelhalm las, war ich überrascht: So eine einfache Pflanze – und doch war sie einst Teil der medizinischen Grundausstattung römischer Feldärzte und späterer Klostergärten.

Und der erste, der sie in Worte fasste, war kein geringerer als Dioskurides.

Dioskurides – der erste Pflanzenchronist

Im ersten Jahrhundert nach Christus reiste Pedanios Dioskurides, ein griechischer Arzt im Dienst der römischen Armee, durch weite Teile des Mittelmeerraums. Überall sammelte er Wissen über Heilpflanzen – nicht aus Neugier, sondern aus Notwendigkeit. In seinem Werk „De Materia Medica“, das später in den Klöstern kopiert, übersetzt und weitergegeben wurde, beschreibt er auch den Schachtelhalm.

Er nannte ihn „Hippuris“ – Pferdeschwanz – und setzte ihn bei:

  • blutenden Wunden,

  • schwierigen Harnlassen,

  • Entzündungen und Geschwüren ein.

Er empfahl, die Pflanze zu trocknen, zu pulverisieren und äußerlich auf Wunden zu streuen. In seinen Augen war sie ein Mittel, das still heilt – ohne Aufsehen, aber mit Wirkung.

Im Mittelalter – eine Pflanze der Armen, aber voller Macht

In der Klostermedizin war Schachtelhalm keine „edle“ Pflanze. Er wurde nicht wie Rose oder Salbei verehrt. Und doch: Die Nonnen und Mönche kannten seinen Wert.

Hildegard von Bingen erwähnte ihn nicht direkt, aber in den Klosterhandschriften taucht er immer wieder auf – als Zutat in Wundsalben, in Heilbädern für erschöpfte Körper, als Diuretikum bei Wassereinlagerungen und sogar zur Stärkung des Bindegewebes.

Er war da – in der Stille. Verlässlich.

Warum ich ihn heute schätze

Wenn ich heute durch den Wald gehe und am Bachufer Schachtelhalm entdecke, sehe ich keine „Unkrautpflanze“.
Ich sehe eine uralte Verbindung – zu Mönchen und Nonnen, zu weisen Frauen, zu Dioskurides.
Ich sehe Hände, die heilten. Geduld, die pflegte. Hoffnung, die wartete.

Schachtelhalm wächst dort, wo Wasser fließt – wie das Wissen, das durch die Zeiten rinnt.
Still, hartnäckig, heilend.
Ein grüner Faden zwischen dem Gestern und dem Heute.

Ich trockne ihn, mische ihn in Bäder bei Rückenschmerzen, nutze ihn für Haarspülungen bei Haarausfall oder trinke einen leichten Aufguss bei Blasenbeschwerden.

Er erinnert mich daran: Heilung ist oft leise. Und Pflanzen wie der Schachtelhalm sind ihre treuen Begleiter.


Quelleninspiration:

  • De Materia Medica, Dioskurides

  • Klosterhandschriften, Übersetzungen aus dem 12. Jh.

  • Eigene Beobachtungen und Anwendungen


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