Hanf in der mittelalterlichen Medizin
.png)
Kaum eine andere Pflanze hat die Vorstellungskraft der Menschen so sehr beflügelt wie die Alraune (Mandragora officinarum). Ihre Wurzel, die angeblich die Gestalt eines Menschen trägt, inspirierte Mönche, Heiler, Alchemisten und Hexen gleichermaßen. Zwischen heiliger Klostermedizin und dunklem Aberglauben nimmt sie einen besonderen Platz im Kräuterwissen des Mittelalters ein.
Die Alraunenwurzel wird oft als menschenähnlich beschrieben – mit angedeuteten Armen und Beinen. Diese Form verstärkte den Glauben, dass es sich um eine lebendige, beseelte Pflanze handelt. In der Volksüberlieferung hieß es, dass sie beim Ausgraben einen markerschütternden Schrei von sich gibt, der den Menschen töten könne. Deshalb wurde sie mit Ritualen, Zaubersprüchen oder mithilfe eines Hundes aus der Erde geholt.
In den medizinischen Schriften der Klöster des Mittelalters wird die Alraune vorsichtig als Narkotikum, Schmerzmittel und Schlafhilfe erwähnt. Ihre stark wirkenden Inhaltsstoffe – insbesondere Scopolamin und Hyoscyamin – beeinflussen das zentrale Nervensystem. Sie wurde in geringen Mengen bei Operationen, zur Beruhigung oder als Bestandteil von Betäubungstränken verwendet.
Die berühmte Äbtissin Hildegard von Bingen erwähnte zwar nicht direkt die Alraune, doch ähnliche Nachtschattengewächse mit psychoaktiven Wirkungen fanden Eingang in ihre Heilpraktiken.
In der Magie galt die Alraune als äußerst kraftvoll. Sie wurde getragen als Schutzamulett gegen böse Geister, als Liebeszauber oder zur Förderung der Fruchtbarkeit. Oft wurden Alraunenwurzeln in feine Tücher gewickelt, in kleine Särge gelegt und täglich mit Milch oder Wein "gefüttert", um ihre Kräfte zu aktivieren.
In Hexenprozessen wurde der Besitz einer Alraune oft als Beweis für „Zauberei“ ausgelegt – ihre Verbindung zur Welt der Hexen machte sie zur gefürchteten wie verehrten Pflanze.
Vorsicht: Die Alraune ist hochgiftig. Schon kleine Mengen können Halluzinationen, Atemnot oder Bewusstlosigkeit verursachen. Ihre medizinische Anwendung ist in der heutigen Zeit nahezu vollständig verboten – sie gehört in die Hände von Experten und nicht in die Hausapotheke.
Die Alraune ist mehr als eine Pflanze – sie ist Symbol für die geheimnisvolle Verbindung von Mensch und Natur. Zwischen Klosterwissen, Volksmagie und Legende bleibt sie bis heute eine der faszinierendsten Vertreterinnen der mittelalterlichen Kräuterkunde.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen