Hanf in der mittelalterlichen Medizin
.png)
![]() |
Bilsenkraut (lat. Hyoscyamus niger) |
Volksnamen: Tollkraut, Hexenkraut, Schwarzes Bilsenkraut
Das Bilsenkraut ist eine der mysteriösesten und am meisten gefürchteten Heilpflanzen des Mittelalters. Seine stark halluzinogenen und krampflösenden Eigenschaften machten es sowohl zum Werkzeug von Heilern als auch zur Pflanze der Hexen. Es ist ein typisches Beispiel dafür, wie Heilung und Gefahr oft dicht beieinander liegen.
Die Pflanze enthält hochwirksame Alkaloide, insbesondere Hyoscyamin, Scopolamin und Atropin. Diese beeinflussen das zentrale Nervensystem stark und wirken:
Im Mittelalter wurde Bilsenkraut äußerlich gegen Zahnschmerzen verwendet – z. B. durch das Kauen von Bilsensamen oder das Auflegen von Blättern. Es fand außerdem Verwendung bei:
Bilsenkraut war fester Bestandteil der sogenannten „Hexensalben“, die angeblich Flüge auf dem Besen ermöglichten. Die halluzinogene Wirkung spielte eine Rolle bei Trancezuständen und Visionsarbeit. In Klöstern wurde die Pflanze jedoch mit großer Vorsicht behandelt und nur unter strengen Regeln eingesetzt.
Alle Teile der Pflanze sind stark giftig. Bereits kleine Mengen können zu schweren Vergiftungen führen: trockener Mund, Sehstörungen, Delirium, Herzrasen bis hin zum Tod. Der Gebrauch in der modernen Pflanzenheilkunde ist daher obsolet und nur durch speziell ausgebildete Fachpersonen in homöopathischer Dosierung denkbar.
Hildegard von Bingen erwähnte das Bilsenkraut nur indirekt und mit großer Vorsicht. In den Klostergärten wurde es entweder gemieden oder als kontrolliertes Betäubungsmittel eingesetzt. Auch im „Herbarium Apuleii“ und bei Dioskurides wird das Kraut als „zweiseitig“ bezeichnet – heilend oder tödlich, je nach Anwendung.
Das Bilsenkraut ist ein faszinierendes Beispiel für die Grenze zwischen Medizin und Gift. Seine Wirkung war im Mittelalter sowohl gefürchtet als auch geschätzt – ein „Hexenkraut“, das mit großem Wissen und Verantwortungsgefühl eingesetzt wurde. Heute dient es uns vor allem als Erinnerung an das alte Wissen der Heilpflanzen und ihre ambivalente Kraft.
Hinweis: Dieser Artikel dient nur zur historischen und botanischen Information. Bilsenkraut darf auf keinen Fall in Eigenanwendung verwendet werden.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen