Hanf in der mittelalterlichen Medizin

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  Cannabis sativa Pflanzen im Klostergarten Im Mittelalter waren Klostergärten lebendige Apotheken. Der Hanf ( Cannabis sativa ) hatte dort seinen festen Platz – nicht nur wegen seiner Fasern und nahrhaften Samen, sondern auch wegen seiner heilenden Kräfte. Mönche pflegten ihn mit Sorgfalt, verwendeten Blätter, Samen und manchmal auch Blüten für Aufgüsse, Salben und Umschläge gegen Schmerzen und Entzündungen. Jede Pflanze wurde mit Respekt behandelt, als Teil einer göttlichen Ordnung. Islamische Heilkunst Auch die islamische Medizin des Mittelalters kannte die Heilkraft des Hanfs. Heilkundige beschrieben seine harntreibende, entzündungshemmende und schmerzlindernde Wirkung. Er fand Anwendung bei Migräne, Gelenkbeschwerden, Verdauungsproblemen und nervösen Leiden. Öl aus den Samen wurde äußerlich aufgetragen, während Abkochungen mit Bedacht dosiert wurden. Dieses Wissen gelangte später nach Europa und prägte auch die Klostermedizin. Volksheilkunde und Maßhaltung In der Volksmed...

Bilsenkraut – Die dunkle Heilpflanze der Hexen und Heiler

 

Bilsenkraut (lat. Hyoscyamus niger)

Wissenschaftlicher Name: Hyoscyamus niger

Volksnamen: Tollkraut, Hexenkraut, Schwarzes Bilsenkraut

Das Bilsenkraut ist eine der mysteriösesten und am meisten gefürchteten Heilpflanzen des Mittelalters. Seine stark halluzinogenen und krampflösenden Eigenschaften machten es sowohl zum Werkzeug von Heilern als auch zur Pflanze der Hexen. Es ist ein typisches Beispiel dafür, wie Heilung und Gefahr oft dicht beieinander liegen.

Erkennungsmerkmale

  • Wuchshöhe: 30–100 cm
  • Blätter: groß, behaart, klebrig, stark riechend
  • Blüten: gelblich mit dunklen Adern, trichterförmig, erscheinen von Mai bis September
  • Standort: nährstoffreiche Böden, häufig an Wegrändern, Ruinen, Schuttplätzen

Wirkstoffe und medizinische Nutzung

Die Pflanze enthält hochwirksame Alkaloide, insbesondere Hyoscyamin, Scopolamin und Atropin. Diese beeinflussen das zentrale Nervensystem stark und wirken:

  • krampflösend (spasmolytisch)
  • schmerzstillend
  • beruhigend
  • halluzinogen

Traditionelle Anwendungen (historisch!)

Im Mittelalter wurde Bilsenkraut äußerlich gegen Zahnschmerzen verwendet – z. B. durch das Kauen von Bilsensamen oder das Auflegen von Blättern. Es fand außerdem Verwendung bei:

  • Epilepsie
  • Asthma (Rauch aus getrocknetem Bilsenkraut wurde inhaliert)
  • Operationsvorbereitung (als Betäubungsmittel in der Klostermedizin)

Spirituelle und magische Bedeutung

Bilsenkraut war fester Bestandteil der sogenannten „Hexensalben“, die angeblich Flüge auf dem Besen ermöglichten. Die halluzinogene Wirkung spielte eine Rolle bei Trancezuständen und Visionsarbeit. In Klöstern wurde die Pflanze jedoch mit großer Vorsicht behandelt und nur unter strengen Regeln eingesetzt.

Warnhinweis – Hochgiftig!

Alle Teile der Pflanze sind stark giftig. Bereits kleine Mengen können zu schweren Vergiftungen führen: trockener Mund, Sehstörungen, Delirium, Herzrasen bis hin zum Tod. Der Gebrauch in der modernen Pflanzenheilkunde ist daher obsolet und nur durch speziell ausgebildete Fachpersonen in homöopathischer Dosierung denkbar.

Bilsenkraut in der Klostermedizin

Hildegard von Bingen erwähnte das Bilsenkraut nur indirekt und mit großer Vorsicht. In den Klostergärten wurde es entweder gemieden oder als kontrolliertes Betäubungsmittel eingesetzt. Auch im „Herbarium Apuleii“ und bei Dioskurides wird das Kraut als „zweiseitig“ bezeichnet – heilend oder tödlich, je nach Anwendung.

Fazit

Das Bilsenkraut ist ein faszinierendes Beispiel für die Grenze zwischen Medizin und Gift. Seine Wirkung war im Mittelalter sowohl gefürchtet als auch geschätzt – ein „Hexenkraut“, das mit großem Wissen und Verantwortungsgefühl eingesetzt wurde. Heute dient es uns vor allem als Erinnerung an das alte Wissen der Heilpflanzen und ihre ambivalente Kraft.

Hinweis: Dieser Artikel dient nur zur historischen und botanischen Information. Bilsenkraut darf auf keinen Fall in Eigenanwendung verwendet werden.

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